Egal wie man sich innerlich fühlt, äusserlich sieht man immerhin ein bisschen abgespaced aus. Bild: Movietvtechgeek
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Mein VR-Tagebuch: Geht das Schwindelgefühl jemals weg?

Philipp Rüegg
14.12.2016

Virtual Reality ist grossartig – wenn man es denn verträgt. Das Abtauchen in die virtuelle Welt hat 2016 das langersehnte Revival erlebt, dank HTC Vive, Oculus Rift und Playstation VR. Auch ich bin auf den Zug aufgesprungen und wollte herausfinden, ob das Unwohlsein mit der Zeit verschwindet und ich mich vollständig daran gewöhnen kann.

Ich hab eigentlich gewusst, dass ich Virtual Reality nicht besonders gut vertrage. Zu mehreren Gelegenheiten hatte ich Modelle ausprobiert, immer mit dem gleichen Ergebnis: Bereits nach wenigen Momenten wurde mir schwindlig. Nicht dass ich mich gleich hätte übergeben müssen, aber ein echtes Vergnügen wars nicht.

Trotzdem habe ich mir nach längerem Zögern schliesslich doch eine VR-Brille gekauft und zwar die Playstation VR. Für ein bisschen Spielerei wollte ich nicht gleich 800 Franken auf den Tisch legen, aber entgehen lassen wollte ich mir den ganzen Hype auch nicht. Vor allem wollte ich herausfinden, ob man sich mit der Zeit daran gewöhnen kann. Verschwindet das mulmige Gefühl irgendwann komplett, damit ich VR uneingeschränkt geniessen kann?

Tag 1: Ein sachter Einstieg

Die Move-Controller habe ich noch von der PS3.

Liebes Tagebuch

Die PS VR ist endlich bei mir eingetroffen und ich hab das Teil natürlich sofort in Betrieb genommen. Ein Kabel hier, Prozessoreinheit da, noch zusätzlich Strom, einen Kopfhörer brauch ich auch noch. Kabelmässig kommt da schon einiges zusammen, aber angeschlossen ist sie eigentlich relativ schnell und unkompliziert.

Da mir Sony freundlicherweise Spiele zum Testen zur Verfügung gestellt hat und es im Playstation Store zusätzlich diverse Titel umsonst gibt, hatte ich mehr als genug zum ausprobieren.

Es gibt einiges anzuschliessen. Bild: RoadtoVR

Als erstes probierte ich «VR Worlds» aus – eine Sammlung aus fünf Minigames. Bevor es losgehen konnte, musste ich aber erst die Brille kalibrieren. Schon beim Aufsetzen spürte ich ein ganz, ganz leichtes Unwohlsein. Nicht wirklich störend, aber eben nicht, wie wenn man vor einem Monitor hockt.

Tag 2: Ein erster Dämpfer

«Battlezone» sieht schick aus, aber für mich war es eher anstrengend.

Entgegen meinen bisherigen Erfahrungen mit VR war der erste Versuch in meinen eigenen vier Wänden recht angenehm. Als nächstes stand «Battlezone» auf dem Menü. Ein Science-Fiction-Panzer-Spiel im Stil von «Tron». Dabei steuert man den Polygon-Panzer mit dem Dualshock-Controller.

Uiuiui, das behagte meinem Magen deutlich weniger. Besonders Seitwärtsbewegungen behagten mir gar nicht. Die Grafik und das Gameplay wären zwar top, aber so richtig geniessen konnte ich das Spiel nicht.

Tag 3: Horror ja, Achterbahn, nein Danke

Sobald in «Until Dawn Rush of Blood» die Achterbahn beginnt, bin ich raus.

Mal schauen wie es sich mit «Until Dawn Rush of Blood» verhält. Der Ableger zum genialen PS4-Game hat eigentlich nur die Schockmomente mit dem Hauptspiel gemein. Ansonsten ist es ein Schiessbuden-Spiel in einer Geisterbahn. Man hockt in einem Wagen und ballert auf alles, was sich bewegt.

Tag 4: Schnelle Action muss nicht verkehrt sein

Jetzt durfte es wieder etwas actionlastigeres sein, also startete ich «Rez Infinite». Das sah aus, als könnte es anstrengend werden. Darin spielt man eine durch den bunten Cyberspace fliegende Person, die man mit dem Kopf steuert. Trotz der Hektik und schnellen Bewegungen spürte ich nur ein kleines Unwohlsein. Das mitwippen zum Takt des fetzigen Soundtracks schien irgendwie zu helfen. Nznznznnz. Ou Yeah.

Das Headset zusammen mit den Kopfhörern wird mit der Zeit etwas unbequem. Bild: UploadVR

Immer mehr fiel mir dagegen das nervige Kabel der PS VR auf. Mit der Fernbedienung, die am Kabel befestigt ist und den Kopfhörern, die ebenfalls dort eingesteckt sind, zieht das einem ganz schön runter und ich meine nicht sprichwörtlich. Dabei hätte ein einfacher Befestigungsclip, den man an der Hose befestigen könnte, doch schon geholfen. Aber egal.

Tag 5: Wenigstens andere haben Spass

Mein Kumpel hatte eindeutig das bessere Erlebnis mit der PS VR als ich.

Tag 6: Direkt aus der Hölle

In «Robinson The Journey» gäbe es viel zu entdecken.Nicht ich.

Tag 7: Immer noch aus der Hölle

Ich gab Robinson doch noch mal eine Chance. Ich lass mich doch von ein paar pixligen Dinos nicht abschrecken. Ups, zu viel gesagt. Auch beim zweiten Versuch blieb das Gefühl gleich. Ich kämpfte mich dennoch tapfer durch die ersten Abschnitte und trotz amüsantem Gameplay war es mir einfach zu anstrengend. Spiele, in denen ich stehenbleibe, sind mir eindeutig lieber.

Tag 8: Ein Filmchen zur Entspannung

Nicht nur eine witzige Idee: «Allumette» verträgt sich gut mit meinem Magen und zeigt eine neue Art, Filme zu schauen.

Ich startete den Kurzfilm «Allumette». Dabei schaut man wie ein Riese auf das Geschehen hinab. Während sich der Film abspielt, kann man sich umblicken oder in das Luftschiff hineinspähen, welches den Hauptfiguren als Wohnung dient. Wirklich amüsant. Und im Vergleich zu «Robinson» eine echte Wohltat.

Tag 9: Höhenangst vor Treppen

Tag 10: Kleiner Seitensprung

Die Google Daydream ist endlich angekommen und das gab mir gleich noch einen weiteren Vergleich, wie sich die verschiedenen VR-Brillen verhalten. Kurz gesagt: Die höhere Auflösung und das durchwegs stehende Erlebnis, machen Spiele auf der Daydream ein gutes Stück angenehmer, dafür sind sie aber meistens auch einfacher gestrickt.

Den ganzen Test findet ihr hier:

Tag 11: Mein Körper bremst mich

Ein rasantes Game an das ich mich hoffentlich noch gewöhnen werde.

Tag 12: PS4 Pro bringt etwas Linderung

Fazit: Ein harziger Weg

Bei Tageslicht sieht man eindeutig noch bescheuerter aus.

Auch wenn ich noch nicht ganz am Ziel angekommen bin, hat sich mein Hirn offenbar langsam damit abgefunden, dass es nun regelmässig mit zwei Einzelbildern verwirrt wird, die es zu einem einzigen zusammensetzen muss. Und wenn sich selbst VR-Drohnen-Piloten daran gewöhnen können, dann doch sicher auch ich bei deutlich entspannteren Spielen.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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