Michelle Brändle
Produkttest

Huawei Matepad Pro 12.2: mattes OLED-Tablet zum Malen und Lesen

Das neue OLED-Tablet von Huawei lohnt sich, auch wenn du für Google-Apps basteln musst. Ich verliere mich beim Matepad Pro 12.2 dank matter Beschichtung beim Malen.

Das Huawei Matepad Pro 12.2 hat ein schickes mattes OLED verbaut. Dank seines tiefen Gewichts und der beiliegenden Tastatur kann ich damit unterwegs surfen, arbeiten und Videos gucken. Gönne ich mir den Stylus dazu, zeichne ich auf der gratis Mal-App digitale Kunstwerke.

Ein Dorn im Auge könnte das Fehlen der Google-Funktionen sein. Kannst du darauf verzichten oder nimmst Basteleien in Kauf, hat das Tablet einiges zu bieten.

Design und Display: mattes OLED – liebe ich!

Das Huawei Matepad Pro 12.2 trifft den Sweetspot für ein Tablet für unterwegs. Es misst 27 × 18 Zentimeter (knapp unter DIN A4), hat eine Dicke von 5,5 Millimetern und wiegt lediglich 500 Gramm. Das merke ich in den Händen: Ich kann es auch längere Zeit gut halten, dazu tragen auch die abgerundeten Kanten bei.

Ein mattes OLED für viel Kontrast und ohne Reflexion. Yes!
Ein mattes OLED für viel Kontrast und ohne Reflexion. Yes!

Das Herzstück: ein 12,2 Zoll grosses OLED-Display im 3:2-Format. Dieses glänzt im Vergleich zu LCDs mit deutlich stärkeren Kontrasten und tieferen Schwarzwerten. Die Auflösung von 2 800 × 1 840 Pixeln sorgt für ein gestochen scharfes Bild. Und für alle, die flüssige Animationen lieben: Die Bildwiederholrate von 144 Hertz macht Freude. Möchte ich Strom sparen, kann ich die Rate auch auf 60 oder 120 Hertz beschränken. Damit hole ich bis zu eine Stunde zusätzliche Akkulaufzeit heraus. Die sehr hohe Spitzenhelligkeit von 2000 Nits erreicht das Matepad 12.2 zwar nur kurzfristig, aber selbst bei Sonnenlicht sehe ich immer genug auf dem Display – auch dank der matten Oberfläche, die Reflexionen zerstreut.

Hardware: oberes Mittelfeld

Unter der Haube des Matepad Pro 12.2 stecken 12 GB RAM und 512 GB interner Speicher. Das reicht mir. Zum Glück: Einen Slot für Speicherkarten gibt es nicht. Angetrieben wird das Gerät vom hauseigenen Kirin T91 Prozessor. Bei grafikintensiven Anwendungen stösst der Chip an seine Grenzen, aber für den Alltag und die meisten Aufgaben reicht er absolut aus.

Für den Benchmark-Vergleich mit Geekbench 6 habe ich zwei Tablets von Samsung herbeigezogen. Das gleich teure Samsung Galaxy Tab S10 Ultra (mit Mediatek Dimensity 9300) kommt auf deutlich höhere Scores, insbesondere im OpenCL- und Vulkan-Bereich. Auch im 3DMark-Test muss das Matepad Federn lassen. Hier liefert beispielsweise sogar Samsungs Vorgänger, das Galaxy Tab S9 Ultra mit seinem Snapdragon 8 Gen 2 deutlich mehr Rechenleistung. Das zeigt, dass Huawei einen anderen Fokus setzt, der nicht auf rohe Gaming-Power abzielt: den Alltag. Mit einfachen Office-Aufgaben, Videos und dergleichen kommt es also super klar – auch wenn mehrere Fenster nebeneinander geöffnet sind.

Ein wichtiger Punkt: Mobilfunk wird nicht unterstützt, weder 5G noch LTE sind an Bord. Die drahtlose Kommunikation beschränkt sich auf Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.2.

Der 10 000-mAh-Akku des Matepad Pro 12.2 ist energieeffizient. Er hält bei meinem Test (PCMark) fast 13 Stunden durch. Dieser Benchmark simuliert Alltagssituationen wie Videos schauen und im Web surfen. Eine vollständige Ladung dauert anschliessend etwa 1,5 Stunden mit bis zu 40 Watt. Das entspricht dem heutigen Standard.

Das schlichte Kameramodul verbirgt top Linsen.
Das schlichte Kameramodul verbirgt top Linsen.

Für Foto- und Videoaufnahmen bietet das Tablet eine 13-Megapixel-Hauptkamera mit 4K-Videoaufnahme (3840 x 2160 Pixel). Die Ergebnisse sind für ein Tablet überdurchschnittlich gut und stellen mehr als eine Notlösung für Dokumentscans dar. Mit der zusätzlichen 8-Megapixel-Kamera ist auch Tiefenschärfe möglich. Für Videocalls und Selfies gibt es eine 8-Megapixel-Frontkamera, die ihre Aufgabe ebenfalls gut meistert.

Die Selfiekamera für Video-Calls erfüllt ihren Zweck absolut.
Die Selfiekamera für Video-Calls erfüllt ihren Zweck absolut.
Während sich mein Plüschie über den Kabelsalat beschwert, freue ich mich über das sanfte Bokeh.
Während sich mein Plüschie über den Kabelsalat beschwert, freue ich mich über das sanfte Bokeh.

Zubehör: durchdachte Tastatur frei Haus

Grosses Plus: Huawei legt eine Tastatur-Hülle bei. Dafür bezahlst du sonst gerne noch einen schmerzlichen Betrag obendrauf. Separat gibt es einen Stylus und auch eine Maus kannst du nutzen. Die Verbindung von Tastatur und Stift über die Nearlink-Technologie klappt rasch

Die Tastatur wirkt hochwertig, das Tippen finde ich angenehm. Für einen Stylus-Platz hat der Hersteller ebenfalls gesorgt. Zudem kann ich das Case auch nach hinten klappen, wenn ich die Tastatur nicht benötige. Eine Seite der Tastatur steht dann allerdings hinten etwas raus, was mich im Alltag nicht stört:

Software: zwischen Basteleien und durchdachten Funktionen

Als Betriebssystem dient HarmonyOS 4.2, Huaweis Antwort auf die Handelsrestriktionen und den Wegfall der Google-Dienste. Was Huawei haufenweise dazu packt, sind nervige Empfehlungen. Also Apps, die nicht auf dem Tablet sind, sondern als Werbung angezeigt werden – und das in zahlreichen Ordnern. Um die zu entfernen, muss ich bei jedem Ordner die Empfehlung abwählen. Das ist einfach nur mühsam.

Ebenfalls nicht in Ordnung finde ich die Update-Zeiträume: Huawei spricht aktuell von zwei Jahren für System und Sicherheit. Das ist zu wenig, mindestens zwei Jahre sollte der Hersteller noch obendrauf packen, um wenigstens zur Konkurrenz aufzuschliessen.

Als Alternative zum Google Play Store lade ich den Aurora Store über den Web-Browser herunter. Aus dem Store ziehe ich alle Nicht-Google-Apps, wie die ÖV-App der SBB, E-Banking, meine Streaming-App und so weiter. Sie laufen alle einwandfrei. Doch Achtung: Google-Services wie Maps, Bücher und Gmail funktionieren damit nicht. Dafür musst du einen anderen Weg einschlagen, wie beispielsweise meinen hier beschriebenen:

  • Ratgeber

    So bringst du Google-Apps auf Huawei-Geräte

    von Michelle Brändle

Die Nutzung von Google-Apps ist machbar, erfordert aber ein gewisses Mass an technischem Verständnis, Geduld und Bastelwillen.

Ein bisschen Bastelei braucht es, dann klappt es auch mit ÖV-Apps, Google-Diensten und E-Banking.
Ein bisschen Bastelei braucht es, dann klappt es auch mit ÖV-Apps, Google-Diensten und E-Banking.

Ob Lesen, Malen oder Videos schauen: Ich liebe das matte Display!

Das matte Display des Huawei MatePad Pro 12.2 entpuppt sich als mein persönliches Highlight und macht die Nutzung in vielen Bereichen angenehmer:

Lesen wie auf Papier

Ich lese gerne auf dem Tablet und finde das auf dem matten Display deutlich angenehmer ohne Reflexionen – und mit Huaweis Blaulichtfilter und Schwarz-Weiss-Modus. Den Blaulichtfilter kann ich stufenweise anpassen und sogar per Timer automatisch aktivieren – für entspanntes Lesen am Abend. Magst du es gerne ganz dunkel, nutzt du den Darkmode, ebenfalls per Knopfdruck oder Zeitplan aktivierbar.

Kreativ mit GoPaint und Notizen

Huaweis eigene Mal-App lässt mein Künstlerinnenherz höher schlagen: «GoPaint» ist dank des matten Displays ein Traum! Das Gefühl erinnert mich an das Zeichnen auf Papier. Die App hat einen ähnlichen Aufbau wie Procreate auf dem iPad, so finde ich mich schnell zurecht. Huawei stellt sie kostenlos zur Verfügung, inklusive regelmässiger Updates, mit neuen Pinseln und Verbesserungen.

Meine Lieblingsbeschäftigung auf dem Matepad: Kritzeln!
Meine Lieblingsbeschäftigung auf dem Matepad: Kritzeln!

Auch für Notizen eignet sich das MatePad Pro 12.2. Eine tolle Notiz-App, die an «GoodNotes» erinnert, finde ich bereits installiert. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten mit verschiedenen Pinsel-Werkzeugen, Formatierungsoptionen und Stickern – perfekt, um meine Gedanken festzuhalten und zu strukturieren.

Videos geniessen ohne Reflexionen

Selbst beim Videoschauen empfinde ich das matte Display als äusserst angenehm. Die OLED-Technologie sorgt für satte Farben und starke Kontraste. Und der Sound? Der klingt für ein Tablet erstaunlich gut, solange ich nicht volle aufdrehe.

Love, Death and Robots auf einem matten Screen? Ich bin zufrieden.
Love, Death and Robots auf einem matten Screen? Ich bin zufrieden.

Fazit

Auch ohne Google super

Das Huawei Matepad Pro 12.2 ist ein beeindruckendes Tablet mit einer guten Hardware und einem herausragenden Display, das sich besonders für kreative Aufgaben wie Malen und Schreiben eignet.

Die Performance ist in Ordnung, auch wenn das Matepad bei grafikintensiven Benchmarks hinter der Konkurrenz zurückbleibt. Die Akkulaufzeit reicht für mehr als einen Arbeitstag und das mitgelieferte Tastatur-Cover hilft für einen angenehmen Workflow. Die grösste Hürde für viele dürfte das Fehlen der Google-Services sein. Aber wenn du bereit bist, zu basteln oder du sie nicht zwingend benötigst, bekommst du ein super Gerät.

Durch die geizigen zwei Jahre an Updates ist der Preis zu hoch angesetzt. Bei uns im Shop findest du zudem aktuell nur die goldene Vorgängerversion. Ob sich das noch ändert, ist aktuell unklar.

Falls du mit einem IPS- statt OLED-Display und etwas weniger Speicher (256 GB) leben kannst, wäre das Huawei 12 X eine Alternative. Es kostet nahezu die Hälfte des Matepad Pro 12.2, ist bei uns erhältlich und kommt mit einer Tastatur im Lieferumfang. Hier stimmt das Verhältnis von Preis und Leistung.

Ohne Google-Gebastel, mit Stylus, mehr Rechenleistung und wasserfest käme sonst ein Samsung Galaxy Tab S10+ in Frage. Das kostet ebenfalls weniger als das Matepad Pro 12.2 – kommt allerdings ohne Tastatur.

Pro

  • mattes OLED-Display
  • Tastatur inklusive
  • lange Akkulaufzeit

Contra

  • nur 2 Jahre Updates
  • Gebastel für Google-Services
  • teuer
Huawei Matepad Pro 12.2 (nur WLAN, 12.20", 512 GB, Premium Gold)
Tablet
CHF951.–

Huawei Matepad Pro 12.2

nur WLAN, 12.20", 512 GB, Premium Gold

Titelbild: Michelle Brändle

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


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