
HTC U12+: Über unsichtbare Designs und empfindliche Kanten

HTC gibt’s immer noch, allen pessimistischen Voraussagen zum Trotz. Deswegen gibt’s das HTC U12+. Weshalb du mehr Evolution statt Revolution erwarten darfst, erfährst du hier.
Der grosse Hingucker beim HTC U12+, Nachfolger des HTC U11 und U11+, ist das beinah transparente Design.
«Die Leute stehen darauf, auf das Innenleben eines Handys blicken zu können. Das geht ja sonst nicht», sagt Fabian Nappenbach, Director Product Marketing Europe bei HTC.
Stimmt: Hier unten der Akku, da oben die Kameralinse, hier ein Kabel, das quer über die Rückseite verläuft. Das Smartphone, das HTC am Pre-Launch-Event im 25hours Hotel in Zürich West vorstellt, ist einzigartig. Und das «Blue» im Farbnamen «Translucent Blue» ist zum Glück doch nicht ganz so unsichtbar, wie damals beim Gameboy Color.
Fabian Nappenbach, der sich erhofft, dass HTC-Smartphones wenigstens designmässig wieder zu den Pionieren gehören, hat klare Vorstellungen dazu: «Wir möchten, dass die Kunden unsere HTC-Handys sofort wiedererkennen, wenn sie unsere Werbung sehen.»
Totgeglaubte leben länger
Harte Zeiten für HTC.
Dem Munkeln eines kurz bevorstehenden Ausstiegs HTCs zum Trotz hat sich das U12+ Vorschusslorbeeren verdient. Es wird klar: HTC hat sowas von nicht vor, die Smartphone-Branche zu verlassen.
Das Handy ist empfindlich… berührungsempfindlich
Als erstes gibt er uns einen kleinen Überblick in Punkto Hardware:
- Android 8 Oreo, erweiterbar auf Android P (Zeitpunkt unbekannt)
- Schutzklasse IP68
- Qualcomm Snapdragon 845 Prozessor mit 6 GB Arbeitsspeicher
- Adreno 630 GPU
- 64 GB interner Speicher, optional 128 GB, erweiterbar auf bis zu 2 TB
- Dual Sim: Ja, Hybrid-Slot
- 3500 mAh Akku
«Ein rechteckiger Kasten mit super Hardware ist schnell gemacht und nicht besonders schwer nachzuahmen», sagt Nappenbach, «Wir überlegen uns deshalb, was wir anders machen können.»
Edge Sense bedeutet, dass wie schon beim Vorgängermodell die Ränder berührungsempfindlich sind. Das heisst, dass allerlei Funktionen gesteuert werden, indem du auf die Ränder drückst oder tippst. Dieses mal heisst’s aber Edge Sense 2, weil die Ränder auf ein paar neue Gesten reagieren und so die Funktionen erweitert wurden.
«Wir haben viele Ideen, wie das in Zukunft weiterentwickelt werden könnte», sagt Nappenbach. Während Edge Sense im U11 noch etwas unausgereift gewirkt hat, kommt Edge Sense 2 im U12+ tatsächlich erwachsener daher.
Aber der Weisheit letzter Schluss ist das noch nicht.
In der Kamera-App fehlt die Möglichkeit, durch das Streicheln der Ränder rein- und rauszuzoomen. In einer Musik-App könnte durch die selbe Geste die Lautstärke geregelt werden. Und ein doppeltes oder gar dreifaches Tippen könnte doch bewirken, dass sich das Display ein- und ausschaltet. Wäre HTC konsequent, würden sie die seitlichen Knöpfe ganz abschaffen, und deren Funktionen auf das Edge-Sense-Feature verschieben.
Das wäre ein Design mit echtem Alleinstellungsmerkmal.
Aus einer Kamera mach Zwei
Die Hardware in Kürze:
- Hauptkamera Sensor 1: 12,2 MP Ultra Pixel 4 mit f/1.75 Blende und 25 mm Brennweite, optische Bildstabilisierung und EIS
- Hauptkamera Sensor 2: 16 MP Tele Kamera mit f/2.6 Blende und 50 mm Brennweite und Realtime Bokeh Modus
- Frontkamera: Dual-Cam, f/2.0 Blende mit 28 mm Brennweite
- Google Lense – Intelligente Bildauswertung
Neu ist, dass HTC mit dem U12+ zwei Kameras pro Seite verbaut. Das hat’s zwar schon einmal gegeben, allerdings sei man mit der Umsetzung unzufrieden gewesen, wie Nappenbach erklärt: «Die Technologie war damals noch nicht ausgereift genug».
Na, das schreit förmlich nach einen Test.
Endlich dürfen wir das Phone anfassen
Das Pre-Launch-Event von HTC ist keine Rockstar-Veranstaltung à la Samsung oder Huawei, wo hunderte Journalisten darauf warten, das Phone in Händen zu halten. Das gibt uns die Möglichkeit, das Phone in Ruhe auszuprobieren.
Das Liquid Surface Design fällt sofort auf: Das Smartphone besteht auf Vorder- und Rückseite aus Glas, wodurch das Handy keine scharfe Kanten hat. Mit seinen 188 Gramm ist es nicht gerade leicht, aber es liegt trotzdem gut in der Hand. Wir probieren die Kamera-App aus.
Warum vernachlässigen alle die Video-App?
Zuguterletzt kommt Nappenbach auf die Video-App zu sprechen, die seiner Meinung nach viel zu sehr von den Herstellern vernachlässigt würde: «Ich meine, ist euch aufgefallen, wie viele Videos die Menschen auf Facebook posten? Das scheint ihnen ja mindestens genauso wichtig zu sein wie ein gutes Foto».
Ein paar Hardfacts:
- 4K-Aufnahme mit optischem Bildstabilisator in 60 FPS
- Hyperlapse stabilisierte Zeitraffer
- Stufenloser Zoom bis 4-fach
- Slow Motion Video (1080p / 240 FPS)
- 3D Audio Aufnahme und Audio Zoom
Was mit dem stufenlosen Zoom gemeint ist? Während dem Filmen kannst du nicht nur manuell rein- oder rauszoomen, sondern auch automatisch und ohne dein Zutun. Stufenlos halt. Dafür reicht ein kleiner Swipe über das Display. Damit wirken Zooms nicht mehr so unbeholfen dramatisch wie beim dramatischen Chipmunk.
Achso: HTC wird auch mit dem U12+ die USonic USB-C-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung mitliefern.
Sinnvolle Evolution, aber keine Revolution
Das HTC U12+. Ein tolles Phone. Das Gefühl hat grundsätzlich gestimmt. Dabei sieht das Handy nicht nur richtig schick aus – besonders die transparente Version – es hat auch einiges unter der Haube zu bieten. Flagship-Standard halt.
Mit Edge Sense 2 versucht HTC etwas zu bieten, was kein anderer Hersteller hat: Ein Rand, der auf Berührungen und Gesten reagiert. Inwiefern das in deinem Alltag tatsächlich nützlich ist, bleibt abzuwarten.
Die Kamera-App rüstet mit dem Doppelkamera-System auf, und verspricht ausgezeichnete Resultate. Die ersten Gehversuche haben tatsächlich überzeugt, aber ich will wissen, was es mit der ach-so-tollen Wertung von DxOMark auf sich hat. Natürlich gibt es nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Aber noch liegt kein HTC U12+ auf meinen Tisch.
Wie schwer kann es schon sein, an eines ranzukommen?


Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»
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