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HTA9: Sonys «revolutionäres» Dolby-Atmos-System im Test

Luca Fontana
5.7.2022

Vier Lautsprecher, die dir vorgaukeln, zwölf zu sein. Revolutionär? Nein. Aber eindrucksvoll klingt’s trotzdem.

Dieser Text wurde ursprünglich im Januar 2022 geschrieben, aber wegen Lieferschwierigkeiten erst im Rahmen der Galaxus-Paketbeilage zum ersten Mal am 6. Juni 2022 veröffentlicht.

Sonys neues Soundsystem hat einen ungewöhnlichen Ansatz. Wo ich nämlich eine Soundbar erwarte, sind vier grosse Lautsprecher und eine Box, die ein Mini-Computer ist. Sony verspricht damit die beste Klangkulisse, die es für Heimkino-Systeme in seiner Preisklasse gibt.

Ob Sonys Mission gelingt, liest du in diesem Test.

Riesig, aber auch stylish

Aufgebaut ist die Geschichte fix. Die vier Lautsprecher habe ich von meiner Sitzposition aus ungefähr vorne links, vorne rechts, hinten links und hinten rechts aufgestellt; die genaue Positionierung ist nicht so wichtig, das übernimmt später die Software. Die wird vom Prozessor gesteuert, der sich in einer kleinen separaten Box befindet.

Dass Sony dem Prozessor gar eine eigene Box gibt, spricht für viel Rechenpower – wie bei einem Receiver. Das ist gut.

Der Clou: Zu den vier physisch vorhandenen Tonkanälen der Lautsprecher simuliert der Prozessor zusätzliche acht virtuelle Tonkanäle. Insgesamt also zwölf Tonkanäle:

  • Zwei vordere
  • Zwei seitliche
  • Zwei hintere
  • Vier obere
  • Zwei Subwoofer

Voilà: ein Klangfeld mit einem 6.2.4-System. Insgesamt kommt es auf 504 Watt Nennleistung.

Klangfeldoptimierung ab 9 Sekunden. Du brauchst dabei nicht mit deinem Handy fuchtelnd durchs Wohnzimmer zu laufen.

Zu den Lautsprechern: Unauffällig sind die beigen vier Kilo schweren Zylinder nicht. Auf meinem TV-Möbel haben sie neben dem 65-Zoll-TV geradeso Platz. Stylisch finde ich sie trotzdem. Ich mag die Zylinderform und das Gitterdesign – Stoffbezüge, wie man sie bei Lautsprechern oft sieht und Staub anziehen wie Licht die Motten, sind für mich ein No-go.

Was steckt unter der Haube? Viel Gutes!

Die Sache mit dem Prozessor, der den Sound digital manipuliert, ist die: Wenn Ton ein Muskel ist – ein digitaler Muskel – dann ist zu viel digitale Manipulation wie Anabolika. Kurz: Sound wirkt künstlich. Oder etwas esoterischer: Das wohlig-warme Gefühl beim Hören von Sound oder Musik fehlt. Genauso wichtig wie der Prozessor sind darum die in den Lautsprechern verbauten Treiber, die den Sound wiedergeben und natürlich wirken lassen, trotz digitaler Manipulation.

Sony hat pro Lautsprecher folgendes verbaut:

  • Ein nach vorne abstrahlender Soft-Kalottenhochtöner für die höheren Frequenzen.
  • Ein breit abstrahlender, elliptischer Tieftöner für die mittleren Frequenzen und Bass.
  • Ein nach oben abstrahlender Lautsprecher für Sound von oben.
  • Zwei Mikrofone für die Klangfeldoptimierung und Sprachsteuerung (Google Assistant und Alexa).

Apropos – folgende Anschlüsse sind vorhanden:

  • 1x HDMI-2.1-Ausgang, ARC- und eARC-fähig
  • 1x HDMI-2.1-Eingang
  • 1x LAN
  • 1x S-Center-Ausgang
  • 1x USB-Schnittstelle für Updates via USB-Stick
  • Eingebautes Chromecast
  • Bluetooth 5.0

Anders als etwa Konkurrent Sonos Arc kriegst du hier einen zusätzlichen HDMI-Anschluss. «Halleluja», sage ich dazu. Ich persönlich habe nämlich so viele externe Geräte, dass die vier HDMI-Eingänge der meisten TVs schon lange nicht mehr ausreichen. Die zusätzliche Einsteck-Option der Box ist darum mehr als willkommen.

Auch sehr willkommen sind die unterstützten Soundformate:

  • Dolby Atmos
  • Dolby TrueHD
  • DTS-X
  • DTS Digital Surround
  • 360 Reality Audio
  • FLAC, ALAC und DSD

Wie die Theorie in der Praxis klingt

Quelle: Amazon Prime Video. Ton: Englisch, Dolby Atmos

Pause.

Quelle: UHD-Blu-Ray. Ton: Englisch, Dolby Atmos

Es regnet. Grosse, schwere Tropfen prasseln auf der Frontscheibe des Shuttles; die beiden Lautsprecher vor mir klingen dumpf und gleichzeitig hart. Dann wechselt die Perspektive – und die Soundkulisse. Das Shuttle ist von Aussen zu sehen. Der Regen hört sich anders an. Wohliger. Mein ganzes Wohnzimmer ausfüllend, als ob ich mich an einem kühlen Herbsttag mitten im Wald befände, wo jeder Tropfen um mich herum, der auf ein Blatt prallt, zu hören ist.

Ich reisse mich wieder aus dem Film.

Ein hoher Preis, der sich rechtfertigt

Ich könnte ewig mit solchen Beispielen weitermachen. Fest steht, dass nicht mal meine Sonos Arc mit ihren zwei Boxen und dem Subwoofer der HTA9 das Wasser reichen können. Dabei galten die Sonos-Produkte für mich als Referenz, wenn’s um komplette Heimkino-Systeme um die 2000 Franken geht.

Fazit: Kann ich wärmstens weiterempfehlen

Sony versprach mir bei der Übergabe dieses Testgeräts eine Klangrevolution. Ganz so euphorisch würde ich es zwar nicht ausdrücken. Begeistert hat mich die HTA9 trotzdem. Die Einrichtung war einfach und die Lautsprecher sind optisch ansprechend. Und der Sound ist tatsächlich der meines aktuellen Heimkinosystems mit Soundbar überlegen – wenn auch nicht gerade in revolutionärem Masse.

Preislich dürfte so manchem der Atem stocken. Nicht Sonos-Käuferinnen und Käufern, die sind sich teuer gewohnt. Die Samsung HW-Q950A aber klingt zumindest auf dem Papier vergleichbar – und kostet «nur» 1299 Franken. Getestet habe ich sie noch nicht. Darum kann ich keine Vergleiche ziehen. Vielleicht teste ich die als nächstes?

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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