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Google Pixel 3: Im Preis längst Spitzenklasse, beim Rest nicht ganz

Philipp Rüegg
26.11.2018

Das Pixel 2 wurde für seine Kamera gefeiert, jedoch für das Display und das altbackene Design verteufelt. Das Pixel 3 macht zwei Schritte vorwärts und einen zurück.

Design: Notch vs. Ränder

Abgesehen von Notch und Co. finde ich aber beide Geräte verdammt schick – ganz besonders das symmetrische Pixel 3. Die abgerundeten Ränder fühlen sich extrem gut in der Hand an und die kleinen Farbakzente bei den Power Buttons oder auf der Rückseite sind genau mein Ding. Von den Fotos und Videos war ich nicht wirklich überzeugt, aber aus der Nähe können die Pixel 3 voll punkten.

Schnell, laut, aber nicht das ausdauerndste

Warum ich seit Jahren auf die Nexus/Pixel-Reihe setze, ist, weil mir das nackte, unveränderte Android von Google am meisten zusagt. Ausserdem kriege ich nur dort verzögerungsfrei die neusten Sicherheitspatches und Softwareupdates. Selbst wenn letztere meist wenig Weltbewegendes mit sich bringen und nicht selten Features enthalten, die andere Hersteller seit Jahren im Angebot haben, Bild im Bild zum Beispiel.

Dennoch bleibt für mich das pure Android die erste Wahl. Da ich die Beta von Android 9 auf meinem Pixel 2 bereits seit Monaten installiert habe, hat sich mit dem Wechsel auf das Pixel 3 wenig verändert. Der Launcher ist leicht angepasst und die Suchleiste am unteren Rand hat nun ein antippbares Symbol für den Google Assistant. Sonst sieht auf den ersten Blick alles gleich aus.

Die beiden Stereolautsprecher auf der Vorderseite produzieren wie schon beim Vorgänger erstaunlich lauten und kräftigen Sound. Google zufolge sollen sie gar 40 Prozent lauter geworden sein. So genau kann ich das nicht sagen, aber sie sind definitiv lauter als beim Pixel 2 und das war schon ordentlich laut. Wenn ich beim Kochen Podcasts höre, reicht die Lautstärke sogar, um das Anbraten zu übertönen.

Kopfhörer, die sich hören lassen können

Der Packung liegt noch ein USB-C-Netzteil, ein USB-C zu USB-A-Adapter sowie ein USB-C-Kopfhörer-Dongle bei.

Keine Patzer beim Display

Musste ich beim Pixel 2 den Farbmodus «boosted» verwenden, um etwas Pepp zu erhalten, so liefern die Pixel 3 im Standardmodus «adaptiv» bereits ein tolles Ergebnis. Die Farben sind kräftig ohne übersättigt zu wirken und die Sichtwinkel sind hervorragend.

Ist die Kamera wirklich so geil?

Seit dem ersten Pixel ist die Kamera das hervorstechendste Merkmal. Google verzichtet auch dieses mal auf ein Multikamera-Setup – zumindest auf der Rückseite. Trotzdem schafft es die 12.2-Megapixel-Kamera hervorragende Bilder zu knipsen. Der Autofokus ist schnell und dank neuer Motion-Funktion kann er selbstständig ausgewählten Objekten folgen. Praktisch, wenn du ein bewegendes Objekt fotografieren möchtest oder unterschiedliche Blickwinkel ausprobieren willst.

Auf der Vorderseite setzt Google dagegen auf ein Dual-Setup aus zwei 8-MP-Kameras. Eine ist für Weitwinkel- und die andere für normale Aufnahmen. Das Weitwinkel ist ideal für Gruppenselfies und schafft einen Winkel von 107 Grad. Das ist erstaunlich viel, kann aber je nach Sichtwinkel leicht das Bild verzerren. In den meisten Fällen hat es aber gute Resultate erzielt.

Der Photobooth Mode schiesst automatisch Bilder, wenn du lachst oder Grimassen schneidest und Top Shot wählt aus einer Reihe Bilder das beste aus. Ersteres ist ein spassiges Gimmick, das an heiteren Abenden interessante Schnappschüsse generieren kann. Letzteres funktioniert gut, aber nicht perfekt. Ausserdem sind die zusätzlich aufgezeichneten Bilder von deutlich niedriger Qualität. Du musst Motion eingeschaltet haben, um die Funktion zu nutzen.

Der Portrait Mode, der Bildern künstlich ein Bokeh verleiht, funktioniert nach wie vor ausgezeichnet. Selbst bei einem verstrubbelten Haupt wie meinem schafft es die AI den Hintergrund klar zu trennen und so schöne Unschärfe zu produzieren. Die Stärke lässt sich anschliessend manuell anpassen.

Dann wäre da noch Night Sight. Das wohl beeindruckendste Kamera-Feature. Machst du damit ein Foto, zeichnet die Kamera mehrere Bilder auf – ähnlich wie beim Super Res Zoom – und bastelt daraus ein Bild. Das Ergebnis ist absolut beeindruckend. Selbst in miesesten Lichtverhältnissen produziert die Pixel-Kamera damit schöne Bilder. Die Aufnahmen weisen erstaunlich wenig Bildrauschen aus und sind immer noch ziemlich scharf.

Im Videobereich kann das Pixel 3 nicht ganz mit den besten Smartphones mithalten. Zum einen ist bei 4K/30 Schluss, zum anderen ist die Bildqualität nicht auf dem gleichen Niveau wie die Fotos. Der Bildstabilisator hingegen ist erstklassig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, mein Video wäre auf einem Stativ gefilmt worden.

Kinderkrankheiten oder ernstzunehmende Probleme?

Zu guter letzt gab es noch Meldungen, dass die Kamera abstürzt, wenn eine andere App als die Pixel-Kamera-App darauf zugreifen möchte. Auch hier scheinen nur wenige User betroffen zu sein und ich konnte das Problem nicht reproduzieren.

Fazit: Besser, aber für den Preis kaum zu rechtfertigen

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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