Produkttest

Ein Ring, der polarisiert: kein Abo Zwang und gute App – aber Schwächen

Günstiger Preis, schicke App, kein Abo-Modell: Der Smartring des indischen Herstellers Luna überrascht mit viel Qualität – trotz eines holprigen Teststarts.

Was für ein Schreck beim Auspacken! Ist der Ring beschädigt? Die stilvolle Verpackung des Gadgets, welche an jene von Schmuck- oder Uhrenherstellern erinnert, gefällt mir. Doch als ich den Ring erstmals in den Händen halte, habe ich das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Der mattschwarze Ring ist fleckig und hat eine Wölbung. Im ersten Moment denke ich an einen Produktionsfehler.

Die Unebenheit auf der Ringoberseite hat mich im ersten Moment irritiert.
Die Unebenheit auf der Ringoberseite hat mich im ersten Moment irritiert.

Zum Glück schaue ich mir die Produktbilder nochmals genauer an. Die schräge Unebenheit, irgendetwas zwischen Welle und Falte, ist ein auffälliges und ungewöhnliches Design-Element. Die Verfärbungen lassen sich zum Glück mit einem Mikrofasertuch abwischen. Es sind Kleberückstände von der Plastikfolie, die den Ring bis zum Auspacken schützt.

Das Design ist für den Hersteller Chance und Risiko gleichermassen. Luna hebt sich von den anderen Smartringen ab. Doch die Optik polarisiert. Ich habe zwei Wochen gebraucht, um mich daran zu gewöhnen.

Die Bestellung des Luna Smartrings hat übrigens gut funktioniert. Mit dem Sizing-Kit habe ich vorab die richtige Grösse ermittelt. Bei mir passt Grösse 11 gut auf den Mittelfinger. Es lohnt sich, das Kunststoffmodell vor dem Ringkauf ein paar Tage Probe zu tragen, damit der Ring bequem sitzt, aber fürs Tracking der Daten über die Sensoren nicht zu locker.

Dank Akkuproblem ein Test des Kundendienstes

Der schwierige Start ist damit leider nicht zu Ende. Die Installation verläuft zwar problemlos, aber nach knapp vier Tagen ist plötzlich der Akku des Rings leer. Aufladen lässt er sich ebenfalls nicht mehr.

Mache ich etwas falsch? Kann ich den Ring zurücksetzen? Ich schreibe ohne grosse Hoffnungen auf Antwort dem Kundendienst. Dafür gibt’s in der App eine Chatfunktion unter dem Menüpunkt «Live-Support». Nach einer Stunde erhalte ich bereits eine Antwort mit Anweisungen, was ich ausprobieren kann. Schritt für Schritt wird das Problem analysiert, ich schicke Screenshots und ein Video.

Der Support ist über die App gut und schnell erreichbar.
Der Support ist über die App gut und schnell erreichbar.

Ich bin positiv überrascht, wie ernst ich genommen werde und wie schnell die Reaktionszeit des Supports ist. Als alles nichts nützt, wird mir unkompliziert ein Ersatz angeboten. Das übernimmt dann der Schweizer Importeur, den ich auch schon kontaktiert habe. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass der Hersteller aus Indien einen guten Kundendienst liefert.

Ich habe wohl einfach Pech gehabt und ein «Montagsmodell» erwischt. Der zweite Ring läuft und lädt tadellos. Zudem habe ich die Chance genutzt und mir eine zweite der fünf Farben bestellt – statt mattschwarz nun glänzend silber. Hier habe ich weniger Kleberückstände der Schutzfolie – und auch die charakteristische Welle ist diskreter.

In glänzendem Silber ist das Design etwas unauffälliger.
In glänzendem Silber ist das Design etwas unauffälliger.

Umfassendes Tracking ohne Abo

Mit dem zweiten Ring kann ich nun die Qualitäten des Rings geniessen – etwa die moderne und stylische Gratis-App. Auf ein Abo-Modell verzichtet der Hersteller nämlich: Ich muss nur den Ring für rund 300 Franken kaufen und kann danach alle Funktionen ohne Einschränkungen nutzen.

Der Luna Ring bietet das in dieser Kategorie übliche Bewegungs- und Schlaftracking an. Er misst Schritte, Puls, Hauttemperatur und den Blutsauerstoff. In der App werden diese Daten grafisch schön und übersichtlich dargestellt.

Die App ist übersichtlich und trotzdem ansprechend gestaltet.
Die App ist übersichtlich und trotzdem ansprechend gestaltet.

Aus den Messungen berechnet Luna unterschiedliche Parameter, beispielsweise das Stresslevel oder die «Bereitschaft». Das ist ein Score für Fitness und Wohlbefinden, in den die Schlafbewertung, Bewegung, Erholung sowie die Herzfrequenzvariabilität (HRV) einbezogen werden.

Das System ist dabei aktiv: Ich bekomme immer wieder Tipps und Hinweise, wenn gewünscht auch als Benachrichtigung. So sagt mir die App, wann ich noch Koffeinhaltiges trinken sollte und wann nicht. Oder ich bekomme die ideale Bettzeit vorgeschlagen. Auffällig ist, dass Luna streng ist und bei einer Nacht mit wenig Schlaf beispielsweise sofort Alarm schlägt. Je nach Persönlichkeit motiviert das eher zu Verhaltensänderungen als bei der Konkurrenz, die einfach nur die Daten abbildet.

Die Sensoren im Ring messen Bewegung und Puls.
Die Sensoren im Ring messen Bewegung und Puls.

Wie genau das Tracking ist, kann ich nur aufgrund der Alltagserfahrung beurteilen. Das Schlaftracking hat exakt die Einschlaf- und Aufwachzeiten festgehalten. Bereits leichte Workouts wie Wandern oder Spazieren erkennt der Ring und zeigt sie in der App an. Ich muss jeweils die Werte noch bestätigen.

Schlecht schneidet der Luna Ring beim Schrittezählen ab. Ich bin zwei Mal 1000 Schritte marschiert und habe diese mit Klicker von Hand gezählt. Im Vergleich mit der Konkurrenz sind die Werte signifikant zu hoch: 13 Prozent Abweichung sind doppelt so viel wie bei der Konkurrenz.

Was taugt die KI?

Als einer der ersten Hersteller bietet Luna eine künstliche Intelligenz für die zusätzliche Analyse der Daten. Hier kann ich eine tägliche Gesundheitsübersicht abrufen. Zudem schlägt mir Luna AI Fragen vor, die ich stellen könnte. Dabei geht es nicht nur darum, die Daten zu analysieren, sondern auch Begriffe oder Funktionen zu erklären.

Das ist am Anfang praktisch, wenn mir Fachwörter wie HRV oder zirkadianer Rhythmus noch nichts sagen. Ich kann auch ganz frei Fragen stellen, beispielsweise: «Welche Schlafwerte sind bei mir nicht gut?» Ich erfahre, dass die REM- und Tiefschlafphasen besser sein könnten. Die App empfiehlt mir, vor dem Schlafengehen zu entspannen sowie das Schlafzimmer dunkel und kühl zu halten.

Die Luna KI interpretiert leider nur einen Teil der Daten, hilfreicher ist sie beim Erklären und Tipps geben.
Die Luna KI interpretiert leider nur einen Teil der Daten, hilfreicher ist sie beim Erklären und Tipps geben.

Die Antworten auf Fragen sind eher allgemein und kurz gehalten, können aber durchaus nützlich sein. Schade ist, dass die KI nur auf die täglichen Messdaten zugreift und keine Analyse über Tage oder Wochen möglich ist.

Umfangreiche Datenschutz- und Privatsphäre-Bestimmungen des Luna-Herstellers Nexxbase findest du direkt auf der Webseite. Das Unternehmen aus Indien scheint ein eigenes KI-Modell zu nutzen und garantiert die Einhaltung europäischer Datenschutznormen – die Daten speichert und verarbeitet das Unternehmen aber ausserhalb. Immerhin: Mit Amazon wurde ein renommierter Cloud-Anbieter gewählt.

Trotzdem musst du dem Hersteller vertrauen, dass er sich auch wirklich an die eigenen Vorgaben hält und mit den Gesundheitsdaten keinen Missbrauch betreibt.

Schwächen beim Akku und Aufladen

Mit einer Ladung trackt Luna mein Leben sieben Tage. Dann muss ich den Ring wieder einstecken. Die Akkulaufzeit ist damit zwar länger als bei vielen Smartwatches, aber für einen Smartring unterdurchschnittlich. Der Samsung Galaxy Ring hält beispielsweise sieben bis acht Tage durch, der Oura 4 siebeneinhalb Tage. Bei der Konkurrenz von RingConn sind es gar neun bis zehn Tage.

Das Ladegerät funktioniert nur, wenn der Ring genau richtig darauf liegt.
Das Ladegerät funktioniert nur, wenn der Ring genau richtig darauf liegt.

Das Ladegerät ist ein simples Dock, auf ein praktisches Ladecase verzichtet der Hersteller. Das Dock passt nur für eine Ringgrösse – und es gibt genau eine Position, in der das Gadget auch wirklich lädt. Ich muss also schauen, dass der auf der Ringinnenseite aufgedruckte Strich genau an der Markierung auf dem Lade-Dock liegt. Ein pulsierendes LED-Licht zeigt mir an, wenn der Ring mit Strom versorgt wird. Das funktioniert, ist aber fummelig.

Ein schwieriger Start in den Test, Highlights bei App und KI, aber auch ein durchwachsenes Fazit bei der Genauigkeit und der Akkulaufzeit: Der Luna Ring hat es schwer, sich von der bei uns bereits etablierten Konkurrenz von Oura, Samsung, Ultrahuman oder RingConn positiv abzuheben.

Fazit

Schlauer Helfer, schwacher Akku

Der Smartring der indischen Marke Luna hat klare Stärken, aber auch einige Schwächen. Die auffällige Optik des Rings mit der Welle auf der Oberseite polarisiert, die Akkulaufzeit ist mit einer Woche eher unterdurchschnittlich.

Überzeugend ist die App, die schön designt und übersichtlich ist. Ein KI-Assistent hilft bei der Auswertung und beim Verständnis der verschiedenen Messwerte. Das System gibt viele Tipps und Anweisungen – und ist durchaus streng, wenn du dich zu wenig bewegst oder den Schlafrhythmus nicht einhältst. Für die ausführlichen Auswertungen musst du kein Abo lösen – alles ist im Kaufpreis des Rings bereits inklusive.

Pro

  • aussergewöhnliches Design
  • fairer Preis ohne Abomodell
  • schicke und übersichtliche App
  • guter Support per Chat

Contra

  • aussergewöhnliches Design
  • ungenaue Schrittzählung
  • kein Ladecase

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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