
Produkttest
Saugroboter mit Walze statt Mopp – was bringt das?
von Lorenz Keller
Schon wieder ein neuer Saugroboter von Dreame, und schon wieder ist er besser: Der Aqua10 Ultra Roller Complete setzt erstmals auf eine Rolle statt auf Mopps. Das macht ihn zum Sauber-Zauberer.
Eine neue Ära bricht bei den Saugrobotern an. Nachdem in den vergangenen Jahren alle Hersteller von Wischplatten zu runden Mopps umgeschwenkt sind, kommt jetzt eine neue Technik fürs feuchte Aufnehmen zum Einsatz: Rollen oder Walzen mit textilem Überzug, die direkt im Roboter mit Frischwasser versorgt und gereinigt werden.
Das erste Mal getestet habe ich diese Technik im Ecovacs Deebot X9 Pro Omni. Nun bringt Dreame mit dem Aqua10 Ultra Roller Complete das erste Modell mit Rolle auf den Markt.
Im Alltagstest habe ich mich primär auf die neue Wischtechnik konzentriert. Sie funktioniert ähnlich wie bei einem Nass-Trocken-Reiniger. Sprich: Die Rolle, die den Boden wischt, wird automatisch mit Frischwasser befeuchtet. Danach wird das Schmutzwasser abgestreift und in einen Schmutzwassertank geführt. Das soll verhindern, dass der Dreck in der Wohnung verteilt wird.
Im Unterschied zum Nass-Trocken-Sauger muss ich dabei nichts machen, der Saugroboter erledigt das alles selbständig. Hat er kein Wasser mehr oder ist der Tank voll, fährt er zurück zur Basisstation und versorgt sich mit Nachschub. Dabei wird auch die Rolle gleich noch einmal gründlich durchgeputzt. Am Schluss reinigt der Dreame die Rolle mit 100 Grad heissem Wasser und trocknet sie danach mit warmer Luft.
Die bisherigen Modelle haben die Mopps jeweils in der Basisstation abgeworfen, wenn sie nicht gebraucht wurden, etwa beim Saugen von Teppichen. Das kann der Aqua10 Ultra Roller Complete nicht. Damit die Rolle Teppiche nicht nasstropft, fährt der Roboter eine Abdeckung über die Walze. Ich habe kleine Badteppiche in der Wohnung, dort hat dies perfekt und automatisch funktioniert. Das System erkennt die Beschaffenheit des Bodens. Auch wenn die Rolle noch feucht ist, wird nichts auf dem Teppich abgestreift.
Ganz ehrlich: Im Alltag merke ich zuerst keinen grossen Unterschied zu anderen Topmodellen. Das ist keine schlechte Nachricht, weil der Aqua10 Ultra Roller Complete ohne Schwächen wischt und saugt. Die Grundsauberkeit in der Wohnung ist perfekt – was ich von einem Gerät über 1000 Franken auch erwarte. Die Kanten sind sauber, da die Rolle zur Seite ausgefahren werden kann.
Die einzige Schwäche hat das System in Ecken. Diese erreicht ein ausfahrbarer, runder Mopp besser als eine Rolle. Ab und zu fällt das auf, aber nicht so stark, dass es ein Dealbreaker ist.
Was ich zuerst nicht bedacht habe, ist der erhöhte Wasserverbrauch. Der Frischwassertank fasst zwar vier Liter, im Test musste ich ihn allerdings nach rund 200 Quadratmetern geputzter Fläche jeweils nachfüllen. Beim Vorgänger hat das Wasser rund doppelt so lange gereicht.
Im Härtetest performt der Aqua10 Ultra Roller Complete besser als die Geschwister mit ihren runden Mopps. Zuerst habe ich etwas Sojasauce auf den Küchenboden getropft. Im vollautomatischen «Clean Genius»-Modus putzt das Dreame-Gerät diese in einem Durchlauf weg. Der Boden ist nicht mehr klebrig, die Sauce wird nicht verschmiert. Das ist die Rolle bereits besser als die bisher eingesetzten Mopps.
Nun wird der Test anspruchsvoller: Ich lasse einige Spritzer Tomatensauce über Nacht eintrocknen. Wieder starte ich mit der Vollautomatik: Ein bisschen kommt weg, aber die Flecken sind noch gut zu sehen. Ich starte einen zweiten Durchgang: Dieses Mal im Modus «intensives Wischen» mit mehr Flüssigkeit und stärkerem Druck. Nun ist einer von drei Flecken fast ganz weg, die anderen zu etwa zwei Dritteln.
Wunder bewirkt der Dreame nicht. Bei solchen Flecken brauche ich allerdings mit einem Nass-Trocken-Reiniger ebenfalls zwei bis drei Durchgänge – und von Hand muss ich mehrmals drüber schrubben.
Schade, dass der Aqua10 Ultra Roller Complete die Verschmutzung nicht automatisch erkennt und mehrmals darüberfährt, bis sie weg ist – oder das zumindest vorschlägt.
Im Video siehst du die beiden Reinigungsdurchgänge. Zuerst den Härtetest mit Tomatensauce, danach den Alltagstest mit Sojasauce.
Das Fazit: Die Rolle schlägt beim feuchten Aufnehmen die bisherige Technik mit Wischmopps. Zwar ist der Unterschied im Alltag nicht gross, aber bei hartnäckigen Flecken klar erkennbar. Das deckt sich mit den Erfahrungen beim ersten Test mit einem Walzenmodell, dem Ecovacs Deebot X9 Pro Omni.
Bleiben wir beim Vergleich der zwei Roller-Saugroboter, die ich bisher getestet habe. Der grösste Vorteil des Dreame ist die oben erwähnte Abdeckung, die verhindert, dass die nasse Walze aus Versehen die Teppiche befeuchtet.
Der zweite grosse Vorteil ist das Gesamtpaket: Der Dreame hat alles eingebaut, was du von einem Topmodell erwarten kannst. Er saugt mit 30 000 Pascal, beim bisherigen Topmodell X50 Ultra Complete waren es noch 20 000 Pascal, beim Ecovacs Deebot X9 Pro Omni 16 600 Pascal.
Der Dreame kann den Lidar-Turm mit den Sensoren einziehen und kommt so unter Sofas oder Betten mit wenig Bodenfreiheit. Allerdings ist der Roboter mit einer Höhe von 9,8 Zentimetern trotzdem kein Flachmann. In der Basisstation ist es erstmals möglich, zwei unterschiedliche Reinigungsmittel zu nutzen – beispielsweise eines für Parkett und eines für Hartböden.
Der Dreame kann im Gegensatz zum Ecovacs über Schwellen klettern. Allerdings schafft der Aqua10 Ultra Roller Complete nicht so viel, wie ich auf den ersten Blick gedacht habe. Denn die angegebenen acht Zentimeter Höhe gelten nur für zweigeteilte Steigungen, sprich: eine erste Schwelle mit vier und dann nochmals ein Absatz mit vier Zentimetern.
Im Normalfall bewältigt das neue Modell Hindernisse bis zu 4,2 Zentimetern Höhe – gleich wie der Vorgänger, der X50 Ultra Complete. Im Test hat der Roller die Schwelle mit 4,1 Zentimetern problemlos geschafft. Bei fünf Zentimetern klappte es gelegentlich. Immerhin: Eine grössere Höhe schafft momentan kein anderes Modell.
Übrigens: Während die magnetisch befestigten Mopps bei Kletterversuchen durchaus auch mal abfallen konnten, sitzt die Rolle bombenfest.
Zum Start des Tests lasse ich die Saugroboter jeweils denselben Bereich kartografieren. Der Aqua10 Ultra Roller Complete schafft die Wohnung mit rund 120 Quadratmetern in zehn Minuten. Das ist ein guter Wert, auch wenn sowohl der Vorgänger als auch das Topmodell der Tochterfirma Mova schneller waren.
Wichtiger als die Geschwindigkeit ist beim Kartieren jedoch die Qualität. Diese ist in Ordnung. Ich muss aber einiges manuell korrigieren. So hat er die Küche in zwei Räume geteilt und die beiden Badezimmer zu einem Raum zusammengefasst. Das kann ich leicht beheben.
Erfreulich ist, dass der Roboter zwar durch die Glastüre einen Teil des Balkons eingescannt hat, diesen aber gleich als Balkon erkannt und beschriftet hat. Mit einem Klick kann ich auswählen, dass er bei der Reinigung ignoriert werden soll.
Für die Reinigung musst du Geduld haben – das scheinen alle Rollermodelle gemeinsam zu haben. Im Automatikmodus und mit den Standardeinstellungen für Wischen und Saugen schafft der Aqua10 Ultra Roller Complete rund einen Quadratmeter pro Minute.
Auch bei der Lautstärke ist kein Fortschritt bemerkbar. Ich habe im Standardmodus in rund einem Meter Abstand 63 Dezibel gemessen. Das ist nicht schlecht, aber immer noch sechs Dezibel lauter als die leisesten Modelle.
Der Aqua10 Ultra Roller Complete hat unzählige Features. Viele sind sehr sinnvoll, wie eine automatische Hinderniserkennung, die sehr gut funktioniert. Kabel beispielsweise werden konsequent verschont. Die Doppelbürste, um die sich keine langen Haare wickeln, überzeugt. Die Haare werden perfekt eingesaugt.
Vorbildlich ist auch, was Dreame als Zubehör mitgeliefert: Ersatzfilter, mehrere Ersatzbürsten, sogar einen zweiten Textilüberzug für den Roller und gleich drei Flaschen mit Reinigungsmittel für normale Oberflächen und gegen Tiergerüche.
Andere Funktionen musst du in den Einstellungen aktivieren. Du kannst den Sauger beispielsweise in den Nachtstunden aufladen lassen, wenn der Strom womöglich günstiger ist. Der Sauger lässt sich mit Sprachbefehlen steuern, dafür setzt Dreame auf einen eigenen Assistenten. Und die Kamera des Roboters kann für eine Live-Ansicht des Zuhauses aktiviert werden.
Ganz neu ist ein eigentlich total überflüssiges Feature, das aber Charme hat. Im Bereich «Haustier-Pflege» kannst du nicht nur Zonen definieren, die mit speziellem Pflegemittel oder intensiver als sonst gereinigt werden sollen, sondern auch «Haustier-Momente» aufzeichnen lassen. Sobald der Roboter Katze oder Hund vor die Linse bekommt, erstellt er ein kleines Gif und speichert es in der App. Das ist richtig süss – allerdings muss ich dafür die Aufnahmen freigeben und in der Cloud analysieren lassen.
Kein anderer Saugroboter hat im Test bisher so überzeugt wie der Dreame Aqua10 Ultra Roller Complete. Statt auf Mopps, die in der Basisstation gereinigt werden, setzt der Hersteller nun auf eine Rolle mit Textilbezug, die direkt im Roboter mit Wasser versorgt und gereinigt wird. Das zahlt sich vor allem bei stärkeren Verschmutzungen aus.
Zudem liefert Dreame ein Komplettpaket: Der Roboter navigiert perfekt, kann über vier Zentimeter hohe Schwellen klettern und zwei unterschiedliche Reinigungslösungen nutzen. Die Vollausstattung und die neue Technik sind jedoch nicht günstig.
Pro
Contra
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.
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