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Der Tolino Shine 4 ist ein schneller Zwerg – aber seine Apps bieten Rätsel

Nachhaltiger und schneller – das will die vierte Generation des kleinen E-Readers von Tolino sein. Der Shine hält einiges von dem, was er verspricht. Aber er kostet auch Nerven.

Zunächst zu den Äusserlichkeiten. Das 6-Zoll-Gerät ist gewohnt sauber verarbeitet. Die Rückseite kommt nicht mehr im Einheitsschwarz daher. Neu ist sie dunkelblau, was mir erst bewusst aufgefallen ist, als ich es im Werbetext zum Gerät gelesen habe. Dort steht auch, dass bei der Herstellung des Shine 4 erstmals recyceltes Plastik verwendet wurde.

Die Rückseite hat eine leichte Textur. Die Design-Abteilung hat sich offenbar von den Wellen des Meeres inspirieren lassen. Das Gerät liegt mit den rückwärtigen Noppen gut in der Hand. Trotzdem ist es glatt genug, dass ich Staub und anderen Dreck leicht abwischen kann. Der Shine 4 hat nur einen Knopf zum Einschalten. Dazu kommt der USB-C-Ladeanschluss. Beim Vorgänger war noch der fummelige und veraltete Micro-USB-Anschluss verbaut.

Screen des Shine 4: Anzeige ist hell und scharf

Handling: Doppeldaumen oder L-Haltung

Ich musste mich an die Grösse des Shine 4 erst gewöhnen. Im Alltag nutze ich derzeit ein iPhone in «Max»-Grösse und für die Lektüre von Büchern den Vision 6.

Würde ich den Shine 4, wie den Vision 6, versuchen, mit nur einer Hand am seitlichen Rand zu halten, hätte ich zwei Probleme. Erstens müsste ich zum Umblättern – und das ist beim kleinen Screen recht häufig nötig – die andere Hand benutzen. Hier fehlt eben ein Knopf. Zweitens ist der Rand zu schmal, mein Finger würde einen Teil des Textes verdecken oder den Screen berühren. Und dann blättert der Reader eben auf die nächste Seite.

Ich könnte zwar den Shine 4 auch im Querformat nutzen und so den breiten Rand zum einhändigen Halten nutzen. Für mich fühlt sich das Lesen eines Buches im Querformat aber irgendwie falsch an, weil die Zeilen dabei unnatürlich lang sind.

Performance: Umblättern ohne Spannungsabfall

Beim normalen Gebrauch gilt: Der Shine 4 blättert so schnell um, dass bei einem spannenden Krimi die Spannung nicht bricht. Gefühlt eine halbe Sekunde vergeht nach dem Tippen, bevor die neue Seite da ist. Das schaffen Reader mit älteren Chips auch. Und wenn es 20 Prozent langsamer passiert, würde ich es kaum merken.

Der Quadcore-Prozessor hilft auch nicht viel, solltest du mit dem Shine 4 einmal im Internet surfen wollen. Das macht auf keinem solchen Gerät Spass und ist höchstens notwendiges Übel. Zum Beispiel, um die E-Reader-Ausgabe einer Zeitung aufs Gerät zu bringen oder es mit dem Service einer öffentlichen Bibliothek zu verbinden.

Wasserschutz: Badewannen-Test ist bestanden

Neu soll der Shine 4 einen Ausflug ins Badewasser schadlos überstehen. Das Wetter lädt derzeit nicht zum Baden im See ein, daher habe ich einen Tauchgang im Badewasser simuliert. Der Shine 4 übersteht den Sturz ins schaumige Nass, bei dem ich von meiner Tochter assistiert wurde. Nur, falls du dich über meine kleine Hand und das Armband im Video wunderst.

Apps und Services sind immer noch mühsam

Aber nur, weil Thalia resp. Orell Füssli und Skoobe unternehmerisch eng verbunden sind, heisst das noch lange nicht, dass ich mit meinem Kundenkonto beim einen das Angebot beim anderen nutzen kann. Nein, da braucht’s dann ein weiteres Kundenkonto bei Skoobe. Und das ist auf dem Shine 4 kein Spass, wenn ich dafür den lahmen Browser benutze. Bei der Kreditkartenprüfung ist mir der sogar einmal abgestürzt. Irgendwie hat es dann doch noch geklappt.

Fazit: Der Shine 4 ist (fast) ein Kindle-Killer

Das Lesen auf dem 6-Zoll-Gerät macht vor allem dank der automatischen Helligkeitseinstellung und des guten Schriftbildes Spass. Dank seines Formats passt er sogar in die Manteltasche und ich kann im Tram oder im Zug ein paar Kapitel lesen, statt die Zeit in Social Media zu verdaddeln.

Falls du übrigens eh nicht in der Badewanne liest und beim schnellen Umblättern auf 20 Prozent mehr Geschwindigkeit verzichten kannst, lohnt sich auch ein Blick auf den Shine 3. Das Vorgängermodell ist mit dem Erscheinen des Shine 4 spürbar günstiger zu haben.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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