Produkttest

Bilderrahmen Meural Leonora: Ist das Kunst oder kann das weg?

David Lee
10.4.2018

Ist ein digitaler Bilderrahmen mehr als nur ein hübscher Bildschirm? Im Fall des Meural Leonora lautet die Antwort ganz klar ja. Er hat allerdings auch seine Schwächen.

Erster Eindruck: Wow!

Bevor der Test beginnt, bin ich skeptisch. Der Preis ist ganz schön hoch, verglichen mit ähnlich grossen, «normalen» Bildschirmen. Und mir persönlich wäre das 3:2-Format lieber als 16:9. Fürs Hochformat sowieso.

Als ich den Rahmen sehe, bin ich positiv überrascht. Das impressionistische Gemälde, das er gerade anzeigt, wirkt so echt, dass ich zuerst nicht glaube, dass es sich um einen gewöhnlichen LCD handelt. Ist aber so. Ein 27-Zoll-Bildschirm, entspiegelt und mit IPS-Technologie, damit auch von der Seite her was zu sehen ist. Also nichts, was ein gewöhnlicher PC-Bildschirm heutzutage nicht auch könnte.

Weil ich das doch recht schwere und klobige Ding nicht nach Hause nehmen will, stelle ich es im Büro auf. Für diesen kurzen Test habe ich auf eine Wandmontage verzichtet. Aber so viel kann ich sagen: Der Bilderrahmen hat auf der Rückseite zwei um 90 Grad versetzte Löcher zum Aufhängen, so dass es kein Problem sein sollte, ihn vom Quer- ins Hochformat oder umgekehrt umzuhängen.

Die Reaktionen meiner Büronachbarn sind gleich wie meine. Alle finden, dass die Bilder toll wirken. Selbst wenn es Fotos sind und keine Gemälde. Selbst wenn es meine Fotos sind.

Wie ist das möglich, wenn es sich nur um einen LCD handelt? Es muss am Rahmen liegen. Ich weiss, dass das leicht esoterisch klingt, aber ich habe keine andere Erklärung. Ich stelle sogar den Rahmen extra noch auf das Pult, um sicherzugehen, dass es nicht an der Umgebung (vor weisser Wand) liegt. Daran liegts tatsächlich nicht.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass du den PC-Bildschirm meist aus recht kurzer Distanz betrachtest. Beim Bilderrahmen nimmst du etwas mehr Abstand. Dann stört es weniger, dass der kein 4K kann. Bei sehr grosser Distanz siehst du eh keinen Unterschied mehr.

Beleuchtung und Stromverbrauch

Sicher spielt auch mit, dass die Hintergrundbeleuchtung im Vergleich zu einem PC-Bildschirm recht dezent ist. Die Helligkeit passt sich der Umgebung automatisch an, allerdings nur grob. Wenn es sehr schummrig ist, leuchtet der Bildschirm trotzdem – dann wirkt das Bild natürlich nicht mehr wie auf echtem Papier oder gar auf Leinwand. Mit der App lässt sich die Helligkeit genauer steuern als durch die Automatik.

Im Betrieb habe ich einen Stromverbrauch von 16 Watt gemessen, wenn die Umgebung eher dunkel ist. Bei viel Licht liegt er zwischen 23 und 26 Watt. Ausgeschaltet (Standby) braucht das Gerät 1 bis 2 Watt.

Wie kommen die Bilder auf den Rahmen?

Auf der Webseite my.meural.com kannst du zudem eigene Bilder hochladen und Playlists zusammenstellen, die dann auf den Rahmen übertragen werden. Du kannst sogar angeben, zu welcher Uhrzeit welche Bilder angezeigt werden sollen sowie wann sich der Bildschirm jeweils ein- und ausschalten soll.

Gestensteuerung

Egal, ob du den Rahmen im Hoch- oder Querformat aufhängst: Am unteren Rand in der Mitte befindet sich ein Sensor, der auf Handgesten reagiert. Damit kannst du durch die Menüstruktur auf dem Bildschirm navigieren.

Der Sensor reagiert nur, wenn die Hand höchstens fünf Zentimeter entfernt ist – so ist ausgeschlossen, dass die Menüs aus Versehen aufgerufen werden. Ausserdem hat die Gestensteuerung gegenüber einem Touchscreen natürlich den Vorteil, dass sich keine Fingerabdrücke auf dem Bildschirm ansammeln.

Allerdings reagiert der Sensor eher träge und manchmal gar nicht. Die Navigation durch Menüstrukturen ist so nicht gerade angenehm. Ich benütze sie so wenig wie möglich.

Die App

Das Einrichten der App war bei mir unfassbar kompliziert und mühsam. Allerdings ist mein Fall alles andere als typisch. Im Normalfall funktioniert es vermutlich problemlos. Nur habe ich das nicht nachprüfen können.

Das andere Problem war, dass mein Bilderrahmen bereits auf den Kollegen registriert war, der ihn zuvor kurz ausprobiert hatte. Er musste ihn bei sich zuerst «entregistrieren». Auch das dürfte aber für dich kaum relevant sein – ausser vielleicht, wenn du dieses Produkt gebraucht kaufst.

Fazit

Wenn ich meinen persönlichen Frust beim Aufsetzen der App mal beiseite lasse, weil er für dich keine Rolle spielt, dann ist mein Fazit insgesamt positiv. Ganz klar ist dieser Bilderrahmen mehr als nur ein PC-Bildschirm mit einem netten Rähmchen drum herum. Mit dem Kunstabo und der Steuerung via App und Webseite bietet Meural etwas Einzigartiges. Und das wichtigste: Die Bilder sehen toll aus, obwohl es sich nicht um einen 4K-Screen handelt.

Aber auch nach dem Einrichten ist die Freude nicht ganz ungetrübt. Die Gestensteuerung kann Ungeduldige in den Wahnsinn treiben. Die Steuerung via App und Webseite ist viel praktischer, funktioniert aber nur im WLAN. Die Restriktionen bei der microSD-Karte erinnern an das letzte Jahrtausend. Und die Bedienanleitung hilft dir nicht weiter, wenn du ein Problem hast, da sie viel zu knapp gehalten ist.

19 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


Foto und Video
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen