USA vs. Huawei: Huawei spricht vor dem Mate 30 Launch
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USA vs. Huawei: Huawei spricht vor dem Mate 30 Launch

Vor dem Launch des Huawei Mate 30 hat der Konzern in einer orchestrierten Veranstaltung Ansagen zur näheren Zukunft des Unternehmens gemacht.

Es sind noch einige Stunden bis zum offiziellen Launch des heiss diskutierten Huawei-Flaggschiffs, dem Mate 30 Pro und dessen kleine Geschwister. Die Journalisten aus aller Welt werden in Gruppen zu einem sogenannten «Pre-Briefing» oder «Pre-Event» geladen. Bei Huawei heisst das, dass Verantwortliche des Unternehmens zu Journalisten sprechen. Diese erwarten Statements zu der Sache mit den USA, denn US-amerikanische Firmen dürfen aktuell keine Geschäfte mit Huawei machen. Das hat die Regierung Trump im Mai 2019 verfügt.

Aber viel erwarte ich von dem Event nicht, jetzt, da ich im Münchener Restaurant und Event-Lokal Mace diese Zeilen schreibe. Ich darf weder filmen, noch fotografieren. Das Foto oben ist ein Schnappschuss, den ich gemacht habe, bevor die Show losging. Fragen stellen darf ich auch nicht. Es klingt arg danach, dass alles einstudiert sind, der Event eigentlich mehr Performance und weniger Informationsveranstaltung ist.

Aber es kann sein, dass mich die Riege aus Huawei-Anzugträgern erstaunt. Einfach, dass du vorgewarnt bist: Alle Informationen in diesem Artikel sind mit einer gewissen Skepsis zu betrachten. Ich stehe solchen Events ohnehin extrem zynisch gegenüber. Es geht in der Regel mehr darum, das Gesicht zu wahren und nicht darum, Informationen zu verbreiten. Aber manchmal kannst du zwischen den Zeilen viel herauslesen.

Geplänkel zum Beginn

Walter Ji, Huaweis Präsident für Westeuropa, betritt die Bühne. Er sagt, dass er nicht hier sei, um über das Mate 30 zu reden. Aber er wolle darüber sprechen, wie am 13. September Huawei 32 Jahre alt geworden ist.

Die Journalisten fotografieren, Ich mach das dann auch mal.

Die Anekdote über die Geschichte des Konzerns, die wohl rührend wirken sollte, geht weiter. Shenzhen wird erwähnt, die Währungsfluktuationen des chinesischen Renminbi und der integrale Part, den Huawei im chinesischen Wirtschaftswachstum spielt. Unter allen anderen Umständen wäre das eine interessante Geschichte. Wenn Huawei ihren üblichen «Hold my Beer»-Moment hätte, dann wäre sie lustig. Heute aber warten die Journalisten darauf, dass sie mehr erfahren darüber, wie Huawei sich gegen das Handelsembargo mit den USA schlagen will.

  • Wird HarmonyOS Android ersetzen?
  • Wenn nicht, wie sieht die Zukunft mit Google aus?
  • Hat Huawei finanzielle Probleme?

Aber während ich mir Zeit mit diesen Zeilen lasse, kommt Walter Ji zu den 2000er-Jahren. Er erwähnt die Kreativität des Unternehmens. Er erwähnt die Innovation. Er erwähnt, dass Huawei dafür verantwortlich ist, dass ein Drittel der Weltbevölkerung verbunden ist. Er erwähnt die ganzen PR-Messages, die wie eine Front wirken für etwas, das hinter den Kulissen arg turbulent ist.

Ah ja, die Kunden sind das, was Huawei am wichtigsten sei. Diese Message darf nicht vergessen werden. Der Glaube an bedeutende Innovation und offene Zusammenarbeit. Die letzteren beiden Statements könnten als Säbelrasseln abgekanzelt werden, wirken aber etwas scheu und zurückhaltend.

Wachstum trotz Handelskrieg

Interessant wird es erst, als Walter Ji zu den Kennzahlen kommt. Im Laufe des Jahres 2019 ist das Gesamt-Business um 23% gewachsen. Es wurden 24% mehr Smartphones ausgeliefert. Jetzt rasseln die Säbel aber richtig. Denn die USA wollen mit ihren Sanktionen das Geschäft Huaweis sabotieren, den Konzern, der gefährlich weit vormarschiert, ausbremsen und gleichzeitig den US-Binnenmarkt stärken.

Das funktioniert nicht, sagt Huawei.

Der europäische Markt sei der strategisch am wichtigste, sagt Walter Ji. Nicht nur, wenn es um Smartphones geht, sondern auch, wenn es darum geht, 5G und andere Netzwerkinfrastruktur zu liefern. «Unser Commitment in Westeuropa ist ein langfristiges.»

Sagt Walter Ji den USA durch die Blume, was er von ihnen hält? Da dieser Event durchorganisiert bis aufs letzte Wort ist, sind seine Ansagen von ganz oben abgesegnet. Da vorne spricht weniger eine Person – bei Huawei ist in der Regel nur Richard Yu, President Mobiles, spontan – sondern mehr eine Firma. Indirekt sagt er: USA, zieh dich warm an. Wir nehmen einfach den Rest der Welt.

Endlich ein Eingeständnis

Auf Walter Ji folgt Andrew Garrihy, Chief Marketing Officer Huaweis. Er erwähnt erstmals etwas, das auf Probleme hinweist. «Challenging Times», sagt er, fordernde Zeiten. Aber danach geht er direkt in die Innovationen und Features der Huawei-Geräte ein, kündigt «mehr» an. Natürlich darf auch nicht vergessen gehen, dass Huawei auch ein soziales Engagement wahrnimmt.

Er erwähnt Storysign, eine App, die Kinderbücher in Zeichensprache übersetzt. Der Grund sei, dass viele Hörbehinderte Kinder Mühe mit dem Lesen und dem Lernen dessen haben. Um dem entgegenzuwirken, gibt es Storysign. Das geht bisher mit 66 Büchern. Und 500 000 Dollar sind in Europa in Hilfsprojekte für Hörbehinderte investiert worden. Storysign kommt auch auf iOS.

Vor der Veranstaltung haben die Journalisten gescherzt, ob Huawei auch schön aufgemachte Videos zeigen wird. Ja. Die Videos kommen. Es geht um eine Familie aus Italien. Tochter Giulia sei taub und Storysign mache ihr Leben und ihre Schulbildung einfacher. Das Video finde ich nicht auf Youtube, aber vom Style her ist es so das hier:

«Keep Calm and Carry On»

Und das war's. Ein Journalist sagt laut «What?» und damit, was ich denke.

Dieses Briefing fühlt sich arg nach etwas zwischen Schadensbegrenzung und Selbstbeweihräucherung an. Natürlich ist nicht alles so okay, wie uns die Leute auf der Bühne Glauben machen wollen. Denn Firmen, denen es gut geht und die keine Probleme haben, organisieren keine durchorchestrierten Anlässe, in denen sie sagen, dass alles gut sei.

Am Schluss sagt ein französischer Journalist noch «la qualité du bullshit était extraordinaire.»

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    Huawei Mate 30 Pro: Huawei sagt «Hold my Beer», trotz allem

    von Dominik Bärlocher

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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