JBL Everest 100 - Die verkabelten kabellosen Kopfhörer
Produkttest

JBL Everest 100 - Die verkabelten kabellosen Kopfhörer

Die Welt der kabellosen Kopfhörer ist in Bewegung. Noch fehlt ein einheitlicher Standard, der den Markt langfristig dominieren wird. Der Wettkampf wird nicht nur unter Technologien ausgetragen sondern auch mit Bauweisen. Eine davon ist die des JBL Everest 100: Die kabellosen Kopfhörer mit Kabel.

Kabellos im Kontext der JBL Everest 100 bedeutet, dass es zwischen Audio Player mit Bluetooth-Sendekapazität und den Kopfhörern keine Kabelverbindung gibt. Zwischen den beiden In-Ear-Hörern aber schon. Das sieht auf den ersten Blick etwas seltsam aus, hat aber seine Vorteile gegenüber kabellosen In-Ear-Kopfhörern, die wirklich nur grade aus Stöpseln bestehen.

Der Hauptvorteil dieser Bauweise ist offensichtlich die, das sie den Herstellern mehr Platz bieten, Technologie – auch im Kabelstrang – unterzubringen. Denn genau wie jedes System, das aus Sender und Empfänger besteht, verlässt sich Bluetooth auf Antennen. Stark vereinfacht spricht Folgendes für die Bauweise mit Kabel:

  • Je grösser eine Antenne, desto besser ihr Empfang
  • Je besser die Sendeleistung des Players, desto besser der Empfang
  • Je weniger Hindernisse zwischen Sender und Empfänger, desto besser der Empfang

Egal, wie viel Technologie die Hersteller in ihren Stöpseln unterbringen wollen, mehr Platz erhalten sie nicht. Ein menschliches Ohr hat halt eine bestimmte Grösse und an der kann so ohne weiteres nichts verändert werden. Zudem müssen gewisse Komfortfaktoren eingehalten werden, weil sonst trägt die Stöpsel niemand. Dann gelten noch ästhetische Richtwerte und zu weit aus dem Ohr herausragen sollen sie auch nicht, weil dann sind sie allen im Weg. Oder du siehst aus wie Nyota Uhura aus Star Trek.

Nyota Uhura, Kommunikationsoffizierin an Bord der USS Enterprise und Pionierin der kabellosen Kopfhörer

Exposition und Erklärung beiseite, reden wir über die JBL Everest 100. Durch das Kabel haben sie den Vorteil, dass Bedienelemente aus den Hörermodulen woanders untergebracht werden können. So haben die JBL Everest 100 ein kleines Kästchen nahe dem rechten Ohrstöpsel, das den Akku des Geräts, den Ein- und Ausschalter wie auch zwei Knöpfe zur Lautstärkenkontrolle enthält.

Komfortabel, aber klobig

Auf den ersten Blick sind die JBL Everest 100 etwas verstörend. Mein ganzes Leben lang waren In-Ear-Kopfhörer ein Y-förmiger Kabelstrang mit zwei Ohrhörern. Nun ist er aber U-förmig, also in einer Form, die bisher nur kaputten Kopfhörern vorbehalten war. Ich muss mich wohl umgewöhnen, denn die Bauweise hat durchaus seine Vorteile.

Etwas klotzig, aber bequem - die JBL Everest 100

Technologisch gesehen haben die Entwickler bei JBL den Platz genutzt, um wohl Stromkabel und Antenne im Kabelstrang unterzubringen. Das macht viel aus, denn die Übertragung der Musik funktioniert störungsfrei, es sei denn du bewegst dich in starken Interferenzfeldern. Starkstromleitungen, WiFi-Netze und Satellitenschüsseln können darunter sein. Aber bis die JBL Everest ausfallen, braucht es schon recht viel Interferenz. Scheinbar zufällige Ausfälle wie bei den Bragi Dash gibt es nicht.

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Ein weiterer Vorteil, den ich entdeckt habe, ist der, dass im Gegensatz zu den altmodischen Y-förmigen Kabelsträngen die Kabelverbindung des JBL Everest 100 wie wohl alle Kopfhörer mit U-Bauweise – ich nenne die jetzt mal so – hinter dem Kopf erfolgen kann. So habe ich es trotz allem Gestikulieren und Einkaufen noch nicht geschafft, mich mit dem Kabel irgendwo zu verheddern oder einen der Stöpsel aus meinem Ohr zu reissen. Das entspannt im Alltag wesentlich mehr, als ich gedacht hätte.

Trotz dem Mehr an Platz, das die Kabelverbindung bringt, sind die Ohrstöpsel etwas klobiger als ich es mir von meinen jüngsten Kopfhörern der Y-Bauweise gewöhnt bin.

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Die JBL Everest 100 sitzen aber nach Anpassung mittels den mitgelieferten Aufsätzen gut im Ohr, auch wenn sie eine spürbare Lücke in meinem Ohr offen lassen. Im Alltag aber macht das keinen Unterschied, allerdings ist jedes Ohr anders gebaut. Die Earplugs sitzen sehr gut im Ohr und auch kein noch so starkes Headbanging zu schwedischem Death Metal – natürlich habe ich das ausprobiert – konnten die Everests aus meinem Ohr fliegen lassen.

Satter Sound, wie gewohnt

JBL ist ein Name mit Tradition. Nach dem zweiten Weltkrieg in den USA von James B. Lansing gegründet, hat sich das Unternehmen einen Namen mit gut gebauten Lautsprechern gemacht, die auch noch gut klingen. Die Everest 100 sind da keine Ausnahme. Als Testsong für alles ausser Bass hielt «Cosby Sweater» der Australischen Hip-Hop-Combo Hilltop Hoods her.

Die Klänge sind klar, die Stimmen deutlich. Ich habe von JBL eigentlich nichts anderes erwartet, doch aufgrund der neuen Bauweise war ich etwas skeptisch. Diese Skepsis erwies sich als völlig unbegründet.

Als Bass-Test habe ich «Faded» von Zhu im Remix von Odesza hinzugezogen.

Der Bass klingt wie ein Schlag auf eine Trommel, dumpf und satt. Er hallt nach, lässt aber nichts erbeben. Ich habe schon Kopfhörer, sowohl In-Ear- wie auch Muschelförmige, gehabt, die wesentlich mehr Druck auf den Bass aufbauen konnten, aber auch solche, die weit unter der Performance der JBL Everest 100 liegen.

Das grosse Aber: Video

Wenn du mit den JBL Everest 100 nur Musik hörst, dann wird dir dieses Problem, das ich als das grosse Aber in diesem Artikel anführe, nie auffallen. Doch Kopfhörer müssen im modernen Alltag mehr können, als nur Musik abspielen. Klar, die Funktionsreihe von wegen Fitness Tracking ist nicht zwingend notwendig, aber die Zeiten, in denen Kopfhörer nur für Musik verwendet werden, sind vorbei. Und da scheitern die JBL Everest 100.

Das Problem tritt dann auf, wenn du mit den Kopfhörern Videos anschauen willst. Denn Bild und Ton werden asynchron sein. Die Abweichung von Bild und Ton ist nicht gross, doch genug, um Videos wie TED-Talks oder Top-10-Listen verstörend wirken zu lassen. Und diese Latenz stört enorm.

Für Musikfans zu empfehlen

Solide verbaut und gut klingend sind die JBL Everest sicher ein paar Kopfhörer, die Musikgenuss garantieren werden. Sie sitzen bequem und fest im Ohr. Sie klingen satt, gehören aber nicht zu den Top-Kopfhörern wenn es um Bässe geht. Ich muss aber hier erwähnen, dass ich ein grosser Fan von Bässen bin und mein Augenmerk besonders darauf lege.

Die Everests scheitern vorerst bei Videos, da Bild und Ton asynchron sein werden. Diese Latenz kann laut Angaben des JBL-Support-Teams zwischen einer und zwei Sekunden liegen.

Wer aber nur Musik hört, der wird mit den JBL Everest 100 gut bedient sein.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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