Produkttest

digitec plays «Z»: Zeit für eine Runde Retro mit vorlauten Robotern

Wir spielen das beste Echtzeitstrategiespiel aller Zeiten. Zumindest dachte ich das früher. Mal schauen, ob das nur der Retrobrille zu verschulden ist, oder ob’s Commander Zod und seine schwatzhaften roten Roboter immer noch draufhaben. Der Stream startet um 11:00.

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Es ist 1996 meine Freundin ist weg und bräunt sich in der Südsee. Moment, falscher Text. Es ist 1996 und mein Bruder und ich dürfenuns zum allerersten mal ein eigenes Spiel aussuchen. Wir sind auf Familienbesuch in Bern, und nutzen die Gunst der Stunde, einer dieser sagenumwobenen Gameshops zu besuchen. Die Wände sind bis zur Decke gestapelt mit Spielen. Es ist ein Traum. Zum allerersten mal dürfen wir uns von unserem Ersparten ein eigenes Game kaufen. Nach langem hin und her, entscheide ich mich für «Worms». Würmer mit Raketenwerfer, da kann man nichts falsch machen. Mein Bruder kauft sich ein Strategiespiel namens «Z». Das Cover ist unbestritten cool, aber mit meinen kampfwütigen Würmern habe ich sicher die bessere Wahl getroffen. Ich sollte mich täuschen.

Hat schon Stil das Cover.
Hat schon Stil das Cover.

Den Kauf von «Worms» habe ich keineswegs bereut. Aber nachdem ich meinem Bruder ein paar mal über die Schulter geschaut hatte, musste ich dieses «Z» selber ausprobieren. Ein Spiel, das dreist genug ist, sich mit einem einzigen Buchstaben zufrieden zu geben: Da muss was dahinter stecken.

Versoffene Roboter mit knallharter Taktik

Das Spiel startet mit einer Zwischensequenz. Irgendwo im All schwebt ein Raumschiff. Darin schnarchen zwei verkaterte Roboter, die zu viel Motoröl gesoffen haben. Sie haben verpennt, und irgendeine wichtige Schlacht hat bereits ohne sie begonnen. Ihr Zigarrenrauchender, und mit cooler Sonnenbrille ausgestatteter, Vorgesetzter Commander Zod funkt sie wütend an und hält ihnen eine ordentliche Standpauke. Der Humor, der durch die Beziehung zwischen den beiden verpeilten Robotern und dem ultracoolen Commander entsteht, hat mich als 14-jährigen sofort gepackt.

Der Spass beginnt aber erst mit dem eigentlichen Spiel. Die Kampagne besteht aus 20 Leveln, in denen du den gegnerischen Commander besiegen musst. Jedes Schlachtfeld ist unterteilt in eine fixe Zahl Sektoren. Durch berühren einer Flagge bringst du einen Sektor unter deine Kontrolle und die Farbe wechselt von Rot zu Blau oder umgekehrt. Je mehr Sektoren du kontrollierst, desto schneller produzieren deine Fabriken Roboter, Fahrzeuge und Geschütze.

Die Level wechselten von Wüste, zu Sumpf, bis zu Schneelandschaften.
Die Level wechselten von Wüste, zu Sumpf, bis zu Schneelandschaften.

In «Z» gibt es drei Möglichkeiten zu gewinnen. Entweder du zerstörst das gegnerische Fort, alle gegnerischen Einheiten oder du schaffst es, mit einer Einheit in das Fort reinzuspazieren. Dagegen wehrt sich der gegnerische Commander aber mit Händen und Füssen – und tödlicher Artillerie.

Anfangs kannst du nur in deinem Fort Kampftruppen herstellen. Da in «Z» keine Gebäude gebaut werden wie in «Command & Conquer», bist du auf die wenigen Fabriken angewiesen, die auf der Karte verstreut sind. Der Spieler, der den jeweiligen Sektor kontrolliert, für den produzieren die Fabriken.

Jede Einheit zählt

Da in «Z» jede Fusstruppe und jedes Fahrzeug mehrere Minuten zum Herstellen benötigt, kämpfst du nie mit grossen Armeen. Jede noch so läppische Krieger-Einheit kann matchentscheidend sein. Als ich es das erste mal schaffte, einen schweren Panzer zu produzieren, strahlte ich übers ganze Gesicht. Schier undurchdringliche Panzerung und ein Projektil, das praktisch jede Einheit mit einem einzigen Schuss in Alteisen verwandelt. Die Freude währte leider nur kurz. Wenige Augenblicke später verlor ich das Prachtstück an meinen Rivalen. Der bescheuerte Panzerfahrer streckt doch tatsächlich regelmässig seinen Kopf aus dem Fahrzeug. Der gegnerische Commander hat natürlich genau dann seine Scharfschützen in der Nähe, um diese Schwäche auszunutzen. Schlimmer als ein zerstörter Panzer ist nur ein Panzer, der dem Feind in die Hände fällt. Arrrrg. «Z» du bist so gemein, aber auch so gut.

Die Explosionen waren herrlich.
Die Explosionen waren herrlich.

Die verschiedenen Einheiten sind das Herz des Spiels. Ob Kämpfer, Psychos oder Laser – ihr kleines Profilbild vermittelte mir alles, was ich über ihre Persönlichkeit wissen musste. Da «Z» grösstenteils über das Schere-Stein-Papier-Prinzip funktioniert, ist eine gute Mischung wichtig. Ein Jeep ist gut gegen die meisten Fusstruppen. Kämpfer nehmen es mit ihren Raketenwerfern problemlos mit kleinen bis mittleren Panzern auf. Fest platzierte Geschütze wie die Haubitze verteidigen dein Gebiet durch hohe Reichweite und Feuerkraft selbst gegen schwere Fahrzeuge.

Da «Z» in Echtzeit gespielt wird und jeder Sektor und jede Einheit enorm wichtig sind, gibt es nie ruhige Momente. Was habe ich Blut geschwitzt, wenn der Gegner auf mein ungeschütztes Fort losmarschierte, nur um in allerletzter Sekunde noch einen mickrigen Jeep als Kanonenfutter vom Band zu lassen. So hat’s meiner Verstärkung gerade noch gereicht, die bevorstehende Niederlage abzuwenden.

Der ultimative Sieg lässt lange auf sich warten

Die Roboter waren schon damals Kult.
Die Roboter waren schon damals Kult.

Als Kind habe ich es in «Z» bis in die letzte Mission geschafft. Der Level heisst schlicht: Z. Aber so oft ich es auch probierte, nie gelang es mir, den verfluchten blauen Commander in die Knie zu zwingen. Der wohlverdiente Abspann blieb mir vergönnt und Youtube gab es damals noch nicht. Erst vor ungefähr zehn oder 15 Jahren habe ich das Spiel nochmals installiert und dank Strategietipps aus dem «PC Games»-Magazin endlich die finale Mission geschafft. Ich lehnte mich zurück und wartete auf den letzten Auftritt der Plappermäuler und dem toughen Zod. Aber das Bild blieb schwarz. Ich hörte Stimmen und Musik, aber es gab kein Video. Irgendein verfluchtes Windows-Kompatibilitätsproblem vergönnte mir meine Belohnung. Damit gab ich mich aber nicht geschlagen. Ich suchte die Videofiles im Gameordner, aber das Format war irgendwas unsägliches, das weder der Realplayer geschweige denn der Mediaplayer abspielen konnten. Irgendwie schaffte ich es schliesslich die FIles umzuwandeln und endlich, endlich konnte ich das verdiente Ende schauen – das leider nicht sonderlich imposant ausfiel.

Trotzdem habe ich jede Sekunde mit «Z» geliebt und es gehört bis heute zu meinen absoluten Lieblingsgames. In unserem Let’s Play versuchen Simon und ich dir etwas vom Charm des Spiels mitzugeben.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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